Donnerstag, 16. Dezember 2010

Wie es Don Tani geht...

Ich bin zwar schon ein Weilchen in Sucre, möchte euch aber trotzdem noch ein paar Infos zu Don Tani nachreichen. Mein "Onkel" hatte in Camiri vor eineinhalb Monaten einen Arbeitsunfall, bei dem seine Hand in die Maschine geraten ist. Und was macht er jetzt? Vermutlich steht er gerade auf dem Feld, seine Baseballkappe gegen die Sonne tief ins Gesicht gezogen und seine verletzte Hand in seiner unverwechselbaren Tasche hängend. Dabei gibt er wahrscheinlich den Jungs aus dem Kinderheim wild gestikulierend Anweisungen - man kann ihn ja mit dem ganzen Koka in der Backe schwer verstehen. Dann, weil er einfach nicht geboren wurde um Arbeitsschritte zu erklären, führt er die wenige Griffe mit seiner gesunden Hand in gewohnt hektischer, aber routinierter Art selbst aus.
Juan Pablo jätet Unkraut - Don Tani koordiniert
Wie man vielleicht erahnt, hatte Don Tani noch Glück im Unglück. Er durfte zu erst einmal seinen Job behalten. Dann hat Madre Gracia, die Leiterin des Kinderheims, auch noch seine Operationen bezahlt: allerdings nicht in Santa Cruz, der Hauptstadt des Departamentos, sondern nur im lokalen Krankenhaus. Von den Ärzten wurden Don Tani zwei Monate Arbeitspause verordnet. Doch schon eine Woche später ist er mit den Worten "Zuhause ist es langweilig" wieder auf der Granja aufgetaucht. Es können sich eben nicht viele Bolivianer Hobbies im europäischen Stil leisten. Also steht er nun wieder jeden Tag auf der Farm bereit, fast wie früher. Nur zwei Dinge haben sich verändert: Er trägt seine linke Hand pflichtbewusst in der Tasche, um sie vor der Sonne zu schützen und versteckt unter der grünen Baseballkappe seinen neuen Haarschnitt. Die zweimonatige Alkoholabstinenz scheint ihn als echten Bolivianer härter zu treffen.

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